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UK ist zweit wichtigstes Zielland für hessische Investitionen im AuslandHessen verzeichnete Investitionen von 6,4 Mrd. Euro aus dem UK© pixabay.com
Das Handelsvolumen - Güterexporte und Güterimporte zusammengefasst - beläuft sich im Jahr 2016 auf insgesamt 7,4 Mrd. Euro. Damit ist UK der fünft-wichtigste Außenhandelspartner Hessens.
Der hessische Export beträgt 4,1 Mrd. Euro, womit das UK hinter den USA und Frankreich der drittgrößte Exportmarkt für die hessische Wirtschaft ist. Der Gesamtwert der Importe aus dem UK summiert sich auf 3,3 Mrd. Euro. Dies entspricht einem Anteil von 4,0 % am gesamten hessischen Import (Rang 10).
Etwa ein Drittel der hessischen Exporte in das UK entfällt auf Fahrzeuge und Fahrzeugteile. Mit 19,5 % liegen chemische und pharmazeutische Erzeugnisse auf Rang zwei, elektrotechnische Erzeugnisse belegen mit einem Anteil von 10 % den dritten Platz. Diese drei Warengruppen stellen damit allein knapp zwei Drittel der hessischen Exporte in das UK.
Die wichtigsten Importgüter sind chemische und pharmazeutische Erzeugnisse mit einem Anteil von 25,5 %. Auf Rang zwei folgen Fahrzeuge und Fahrzeugteile. Den dritten Platz nehmen Maschinen aller Art ein.
Zwischen Hessen und dem UK bestehen intensive Investitionsbeziehungen.Hessische Unternehmen weisen im UK einen Direktinvestitionsbestand in Höhe von 20,9 Mrd. Euro auf, womit das UK zweitwichtigstes Zielland für hessische Investitionen ist. Hierbei dominiert der Finanz- und Versicherungsdienstleistungssektor. In der umgekehrten Richtung belegt das UK mit Investitionen in Hessen in Höhe von 6,4 Mrd. Euro die dritte Position unter den Herkunftsländern ausländischer Investoren. Auch hier kommt dem Finanz- und Versicherungsbereich die Hauptrolle zu, aber auch Investitionen in Beteiligungsgesellschaften und Handel sind für britische Investoren von Bedeutung.
Abb. 1: Einschätzung der Auswirkungen des Brexit auf den
Wirtschaftsstandort Hessen (in %)
Abb. 2: Einschätzung der Auswirkungen des Brexit auf das
Unternehmen (in %)
Unter den Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zum UK befürchtet nahezu jedes Zweite, dass sich der Brexit negativ auf das Unternehmen auswirken werde. Aber auch etwa die Hälfte der Unternehmen erwartet keine Auswirkungen auf ihr Unternehmen bzw. schätzt diese neutral ein. Nur 4 % der befragten Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zum UK äußern positive Erwartungen (s. Abb. 1). Dieses Meinungsbild ist vor dem Hintergrund zu erwartender Unsicherheiten und Handelserschwernisse nicht verwunderlich. Insgesamt gesehen äußern sich Dienstleistungsunternehmen weniger negativ als Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes.
Bereits in kurzer Frist rechnen 16 % der Unternehmen mit einer Verringerung ihres Exports bzw. Imports. Bestätigen sich diese Erwartungen, so wird sich der Brexit in beachtlichem Ausmaße bereits vor dem eigentlichen Austritt des Vereinigtes Königreichs bemerkbar machen. Rund 80 % der antwortenden Unternehmen erwarten zwar kurzfristig keine Veränderungen ihrer Handelsbeziehungen zum UK. Langfristig – d.h. nach dem Brexit – sinkt dieser Anteil aber deutlich. Im Gegenzug nehmen entsprechend mehr Unternehmen an, dass es Rückgänge ihrer Ein- und Ausfuhr geben wird.
Insgesamt gehen langfristig für den Handel mit dem UK mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen von geringeren Exporten und knapp die Hälfte von geringeren Importen aus.
Bezogen auf die Beschäftigungsentwicklung zeigen sich die Erwartungen der Unternehmen für Hessen als robust: Fast 90 % der Unternehmen erwarten keinen Einfluss auf die Arbeitsplätze am Unternehmensstandort in Hessen. Der Anteil der Unternehmen mit steigenden Beschäftigungserwartungen liegt mit 7 % sogar leicht über dem Anteil an Unternehmen mit sinkenden Beschäftigungserwartungen. Dies ist auf die positiven Einschätzungen im Dienstleistungssektor (14 %) zurückzuführen, während im Verarbeitenden Gewerbe die Unternehmen weniger optimistisch sind.
Anders stellt sich die Situation für die hessischen Unternehmen im Vereinigten Königreich dar. Zwar geht auch für den britischen Markt die Mehrzahl der Unternehmen von einer Stabilität der Beschäftigtenzahl aus, aber mehr als ein Viertel der Unternehmen rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigung am Standort UK.
Die Erwartungen im Hinblick auf die Effekte des Brexit für den Wirtschaftsstandort Hessen fallen positiver aus als die Erwartungen für das eigene Unternehmen: Der Anteil der Unternehmen mit positiven bzw. negativen Bewertungen hält sich die Waage (s. Abb. 2).
Wie ist dieses Ergebnis zu erklären? Nahezu alle Unternehmen halten es für wahrscheinlich, dass der Finanzplatz Frankfurt durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen des Finanzsektors von London nach Frankfurt profitieren wird. Knapp 60 % der Befragten halten es für wahrscheinlich, dass sich Hessen für ausländische Unternehmen zukünftig noch stärker als „Brückenkopf“ in die EU positionieren kann. Ein weiteres Indiz für die vergleichsweise günstigeren Einschätzungen der Brexit-Folgen auf den Standort Hessen liegt in den Erwartungen zum Wirtschaftswachstum, denn nur 15 % der befragten Unternehmen gehen von einer nachhaltigen Schwächung des Wachstums in Deutschland aus.